Aus Holzknecht

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| autor = Winfried Hofinger
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| medium = Tiroler Bauernzeitung [[Kategorie:Tiroler Bauernzeitung]] 
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| medium = Tiroler Bauernzeitung
| texttyp = Artikel
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| erscheinungsdatum= 18. Dezember 2003
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Nun fällt ja nicht unser Christentum oder der religiöser Kinderhimmel zusammen, wenn die nun einmal notwendigen Wintersachen, die warmen Kleider und das Skizeug unter dem Weihnachtsbaum liegen. Aber es wäre zu wünschen, dass sich das Fest nicht darauf beschränkt.
Nun fällt ja nicht unser Christentum oder der religiöser Kinderhimmel zusammen, wenn die nun einmal notwendigen Wintersachen, die warmen Kleider und das Skizeug unter dem Weihnachtsbaum liegen. Aber es wäre zu wünschen, dass sich das Fest nicht darauf beschränkt.
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Wie das bei mir Zuhause war? Als wir Kinder waren, hatten die meisten Leute wenig Geld, und selbst der, der etwas Bargeld hatte, konnte sich fast nichts dafür kaufen. Es ist heutigen Kindern und jungen Erwachsenen ganz schwer begreiflich zu machen, dass man im Krieg und in den ersten Jahren danach nicht in ein Geschäft gehen konnte, um dort eine Schokolade, eine Banane, Sportgeräte oder Schuhe zu kaufen. Vielleicht gerade deshalb hat meine Mutter bald nach Weihnachten schon angefangen, Sachen für das nächste Weihnachtsfest zu sammeln, zu tauschen, zu kaufen. Der Christbaumschmuck wurde übers Jahr auf einem Bauernhof bombensi-cher eingelagert.
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Wie das bei mir Zuhause war? Als wir Kinder waren, hatten die meisten Leute wenig Geld, und selbst der, der etwas Bargeld hatte, konnte sich fast nichts dafür kaufen. Es ist heutigen Kindern und jungen Erwachsenen ganz schwer begreiflich zu machen, dass man im Krieg und in den ersten Jahren danach nicht in ein Geschäft gehen konnte, um dort eine Schokolade, eine Banane, Sportgeräte oder Schuhe zu kaufen. Vielleicht gerade deshalb hat meine Mutter bald nach Weihnachten schon angefangen, Sachen für das nächste Weihnachtsfest zu sammeln, zu tauschen, zu kaufen. Der Christbaumschmuck wurde übers Jahr auf einem Bauernhof bombensicher eingelagert.
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Aber was sollen jene tun, denen die Wurzel dieses Festtages, die Geburt Jesu, gar nichts mehr gibt? Sie lassen sich von anderen so und anders nichts dreinreden, und schon gar nicht lassen sie sich sagen, sie hätten eigentlich wenig Grund, dieses Fest zu feiern. Und die Kaufmannschaft lässt sich auch nichts sagen. Sie verspricht uns, dass alles schön und super wird, wenn man sich zum Fest neue Unterwäsche, Heimwerkermaschinen, eine Heimsauna oder Blumen kauft. Das geht hinunter bis zum Fressnapf, wo es "Wuff! Himmlische Angebote" gibt, für den Hund, versteht sich.
Aber was sollen jene tun, denen die Wurzel dieses Festtages, die Geburt Jesu, gar nichts mehr gibt? Sie lassen sich von anderen so und anders nichts dreinreden, und schon gar nicht lassen sie sich sagen, sie hätten eigentlich wenig Grund, dieses Fest zu feiern. Und die Kaufmannschaft lässt sich auch nichts sagen. Sie verspricht uns, dass alles schön und super wird, wenn man sich zum Fest neue Unterwäsche, Heimwerkermaschinen, eine Heimsauna oder Blumen kauft. Das geht hinunter bis zum Fressnapf, wo es "Wuff! Himmlische Angebote" gibt, für den Hund, versteht sich.
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Soll nur gejammert werden? Freuen kann man sich darüber, dass es bei uns den meisten Menschen so gut geht, dass sie sich (nicht nur zu Weihnachten) das, was sie zum Leben brauchen, und ein wenig mehr noch, auch wirklich kaufen können.
Soll nur gejammert werden? Freuen kann man sich darüber, dass es bei uns den meisten Menschen so gut geht, dass sie sich (nicht nur zu Weihnachten) das, was sie zum Leben brauchen, und ein wenig mehr noch, auch wirklich kaufen können.
Das soll kein gewaltsamer positiver Schluss sein. Wer wie ich noch sehr viele Mitschüler hatte, für die ein neues Gewand oder gar Skier oder Schlittschuhe ganz unerschwinglich waren, der sollte mit seinen Klagen ein wenig vorsichtig sein. Sonst fragt sich der geneigte Leser vielleicht, ob er es gar bedauert, dass nun alle haben können, was vor fünfzig, sechzig Jahren nur für ganz wenige erschwinglich war.
Das soll kein gewaltsamer positiver Schluss sein. Wer wie ich noch sehr viele Mitschüler hatte, für die ein neues Gewand oder gar Skier oder Schlittschuhe ganz unerschwinglich waren, der sollte mit seinen Klagen ein wenig vorsichtig sein. Sonst fragt sich der geneigte Leser vielleicht, ob er es gar bedauert, dass nun alle haben können, was vor fünfzig, sechzig Jahren nur für ganz wenige erschwinglich war.
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[[Kategorie:Tiroler Bauernzeitung]]
[[Kategorie:Weihnachten]]
[[Kategorie:Weihnachten]]
[[Kategorie:Familiengeschichte]]
[[Kategorie:Familiengeschichte]]
[[Kategorie:2003]]
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Aktuelle Version vom 08:49, 21. Feb. 2014

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