Aus Holzknecht

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| autor = Winfried Hofinger
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| medium = Tiroler Bauernzeitung
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| erscheinungsdatum= ?1988
| erscheinungsdatum= ?1988
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wohnbares Land zu erhalten. Wir haben kein anderes in Reserve.
wohnbares Land zu erhalten. Wir haben kein anderes in Reserve.
Wie sehr diese Meinung des mündigen Bürgers etwas bewirken kann, ließe sich durch ein Beispiel belegen: Die 2. Forstverordnung (betreffend die forstschädlichen Luftverunreinigungen) von der wir Forstleute noch vor zehn Jahren nicht zu träumen gewagt hätten (so streng ist sie), ist nachweislich nur deshalb in dieser Strenge gekommen, weil kurz vor ihrer Verabschiedung eine Meinungsumfrage ergeben hat, daß den Bürgern kein anderes Problem stärker unter die Haut geht. Diese Forstverordung zwingt einen der größten Industriebetriebe im Inntal zu Maßnahmen, die wirksam sind, und die in Summe doch nicht viel mehr kosten als der Fußballklub, den sich die Firma leistet. Umweltschutz ist kein Arbeitsplatzkiller.
Wie sehr diese Meinung des mündigen Bürgers etwas bewirken kann, ließe sich durch ein Beispiel belegen: Die 2. Forstverordnung (betreffend die forstschädlichen Luftverunreinigungen) von der wir Forstleute noch vor zehn Jahren nicht zu träumen gewagt hätten (so streng ist sie), ist nachweislich nur deshalb in dieser Strenge gekommen, weil kurz vor ihrer Verabschiedung eine Meinungsumfrage ergeben hat, daß den Bürgern kein anderes Problem stärker unter die Haut geht. Diese Forstverordung zwingt einen der größten Industriebetriebe im Inntal zu Maßnahmen, die wirksam sind, und die in Summe doch nicht viel mehr kosten als der Fußballklub, den sich die Firma leistet. Umweltschutz ist kein Arbeitsplatzkiller.
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Die politische Aktion darf man nicht nur den anderen überlassen. Vor einem Jahr, als ein kleiner Haufen Unentwegter (und ein noch größerer Haufen von Polizisten in Zivil und in Uniform) vor der Wiltener Basilika auf das Kreuz des Transitverkehrs aufmerksam machte, da waren unter den rund zweihundert Aktiven keineswegs nur Berufsgrüne. Der einzige Lichtblick des Tages war für mich die Anwesenheit von Notaren, Generaldirektorsgattinnen - und zahlreichen Bauern und Bäuerinnen. Alle über das Alter, wo man für jede Hetz zu haben ist, weit hinaus.
Die politische Aktion darf man nicht nur den anderen überlassen. Vor einem Jahr, als ein kleiner Haufen Unentwegter (und ein noch größerer Haufen von Polizisten in Zivil und in Uniform) vor der Wiltener Basilika auf das Kreuz des Transitverkehrs aufmerksam machte, da waren unter den rund zweihundert Aktiven keineswegs nur Berufsgrüne. Der einzige Lichtblick des Tages war für mich die Anwesenheit von Notaren, Generaldirektorsgattinnen - und zahlreichen Bauern und Bäuerinnen. Alle über das Alter, wo man für jede Hetz zu haben ist, weit hinaus.
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Bevor man etwas tut, hat man sich zu informieren. Da sind die Bäuerinnen allen anderen Berufsgruppen weit voraus. Sie haben in ihrer Bildungsarbeit die richtigen Schwerpunkte gesetzt und Sie haben in ihren Beraterinnen und Lehrerinnen eine gut ausgebildete Schar von Spezialisten, die sagen können, wo es fehlt und wo jede sich bessern könnte.
Bevor man etwas tut, hat man sich zu informieren. Da sind die Bäuerinnen allen anderen Berufsgruppen weit voraus. Sie haben in ihrer Bildungsarbeit die richtigen Schwerpunkte gesetzt und Sie haben in ihren Beraterinnen und Lehrerinnen eine gut ausgebildete Schar von Spezialisten, die sagen können, wo es fehlt und wo jede sich bessern könnte.
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Dem Wald hilft die Verminderung und die Entgiftung all dessen, was aus Schornsteinen und Auspuffrohren aller Art herauskommt. Das heißt, daß man überflüssige Fahrten mit Auto und Traktor wo es geht, vermeidet - was wiederum nicht heißt, daß Sie wieder zu Fuß von Ihren Berghöfen herab zum Einkaufen gehen sollen. Aber es werden von uns allen auch viele Fahrten mit Kraftfahrzeugen unternommen, die wir uns vor zehn, zwanzig Jahren nie hätten träumen lassen. Erinnern sich die Älteren, so wie ich, noch daran, wie wir vor vierzig und mehr Jahren über die Franzosen und die Amerikaner gelacht haben, die vom Hauptplatz zum Bahnhof wie selbstverständlich mit dem Auto gefahren sind? Und heute fahren unsere Kinder vier Häuser weit zum Zigarettenholen...
Dem Wald hilft die Verminderung und die Entgiftung all dessen, was aus Schornsteinen und Auspuffrohren aller Art herauskommt. Das heißt, daß man überflüssige Fahrten mit Auto und Traktor wo es geht, vermeidet - was wiederum nicht heißt, daß Sie wieder zu Fuß von Ihren Berghöfen herab zum Einkaufen gehen sollen. Aber es werden von uns allen auch viele Fahrten mit Kraftfahrzeugen unternommen, die wir uns vor zehn, zwanzig Jahren nie hätten träumen lassen. Erinnern sich die Älteren, so wie ich, noch daran, wie wir vor vierzig und mehr Jahren über die Franzosen und die Amerikaner gelacht haben, die vom Hauptplatz zum Bahnhof wie selbstverständlich mit dem Auto gefahren sind? Und heute fahren unsere Kinder vier Häuser weit zum Zigarettenholen...
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Das, was aus den Schornsteinen unserer Häuser quillt, hält nicht in jedem Fall einer strengen Prüfung stand. Die Brenner vieler Öfen sind mangelhaft eingestellt. Mancher Ofen ist eine bessere Selch - und dann ist auch das Holzheizen eine Umweltbelastung. Plastikwaren aller Art sollten schon der eigenen Gesundheit wegen nicht verbrannt werden. Wenn schon in Brixlegg bei der Plastikverbrennung Dioxin entstand, und zwar solches von der ganz schlimmen Sorte wie in Seveso, warum sollte das dann nicht auch bei Ihrem Allesfresser entweichen?
Das, was aus den Schornsteinen unserer Häuser quillt, hält nicht in jedem Fall einer strengen Prüfung stand. Die Brenner vieler Öfen sind mangelhaft eingestellt. Mancher Ofen ist eine bessere Selch - und dann ist auch das Holzheizen eine Umweltbelastung. Plastikwaren aller Art sollten schon der eigenen Gesundheit wegen nicht verbrannt werden. Wenn schon in Brixlegg bei der Plastikverbrennung Dioxin entstand, und zwar solches von der ganz schlimmen Sorte wie in Seveso, warum sollte das dann nicht auch bei Ihrem Allesfresser entweichen?
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Wenn Ihr Mann noch immer glaubt, daß Klärschlamm ein billiger Dünger ist, dann haben Sie eine harte Bildungsaufgabe vor sich. Wenn Ihr Wohnhaus an die Kläranlage angeschlossen ist, dann sind Sie mit dafür verantwortlich, was im Klärwerk herauskommt. Das
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Klosett verwenden nur rücksichtslose Menschen als Sondermüllverwerter.
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Wenn Ihr Mann noch immer glaubt, daß Klärschlamm ein billiger Dünger ist, dann haben Sie eine harte Bildungsaufgabe vor sich. Wenn Ihr Wohnhaus an die Kläranlage angeschlossen ist, dann sind Sie mit dafür verantwortlich, was im Klärwerk herauskommt. Das Klosett verwenden nur rücksichtslose Menschen als Sondermüllverwerter.
Über alles das, was Hausfrauen zur Entgiftung ihres Arbeitsplatzes und seiner Abfälle beitragen können, wissen andere viel mehr als ich. Entscheidend ist, daß Sie sich nach einem solchen Vortrag wirklich ändern, nicht daß sie dasselbe wie vorher, nur mit etwas schlechterem Gewissen tun.
Über alles das, was Hausfrauen zur Entgiftung ihres Arbeitsplatzes und seiner Abfälle beitragen können, wissen andere viel mehr als ich. Entscheidend ist, daß Sie sich nach einem solchen Vortrag wirklich ändern, nicht daß sie dasselbe wie vorher, nur mit etwas schlechterem Gewissen tun.
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Parolen wie "Tu was" hören wir alle nicht sehr gerne. "Denk bitte nach" sollte man eigentlich sagen, und zieh' daraus die rechten Schlüsse. Denk' an Deine Verantwortung auch gegenüber der Natur und behandle sie so, daß sie überleben kann.
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Parolen wie "Tu was" hören wir alle nicht sehr gerne. "Denk bitte nach" sollte man eigentlich sagen, und zieh daraus die rechten Schlüsse. Denk an Deine Verantwortung auch gegenüber der Natur und behandle sie so, daß sie überleben kann.
Dem Leben zuliebe
Dem Leben zuliebe
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Bei manchen Grünen habe ich ein wenig Sorge, daß ihnen vor lauter Sorg um Wasser, Böden und Wälder, die Sorge um die Menschen abhanden gekommen ist. Bei den Bäuerinnen habe ich diese Befürchtung nicht. Unser Vorbild sollt der hl. Franz von Assisi sein. Der hatte neben seiner innigen Gottesbeziehung ein weites Herz für die Sorgen
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Bei manchen Grünen habe ich ein wenig Sorge, daß ihnen vor lauter Sorg um Wasser, Böden und Wälder, die Sorge um die Menschen abhanden gekommen ist. Bei den Bäuerinnen habe ich diese Befürchtung nicht. Unser Vorbild sollt der hl. Franz von Assisi sein. Der hatte neben seiner innigen Gottesbeziehung ein weites Herz für die Sorgen seiner Mitmenschen. Und auch für die Schöpfung: Seinen Brüdern riet er, sie sollten das Gemüsebeet im Kloster nicht bis an den Rand umstechen, damit auch die Unkräuter leben können.
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seiner Mitmenschen. Und auch für die Schöpfung: Seinen Brüdern riet er, sie
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Sie können in diesen Tagen Ihr Gemüsebeet ohne schlechtes Gewissen ganz unkrautfrei halten - wenn Sie insgesamt mit Wiesen und Wäldern, mit Quellen, Boden und Luft sorgsam umgehen.
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sollten das Gemüsebeet im Kloster nicht bis an den Rand umstechen, damit auch die Unkräuter leben können.
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[[Kategorie:Tiroler Bauernzeitung]]
[[Kategorie:Waldsterben]]
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[[Kategorie:1988]]
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Aktuelle Version vom 15:18, 23. Feb. 2014

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