Aus Holzknecht

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Auf dem Fußweg von Amras zum Schloss Ambras stößt man, kurz bevor man die Höhe des Schlosses erreicht, auf ein schlichtes Marterl. Es erinnert daran, dass an dieser Stelle der Schriftleiter der Tiroler Bauernzeitung, Josef Gufler, Ende September 1930 das Opfer eines Raubüberfalles wurde, an dem er am 2. Oktober, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben, verstarb.
Auf dem Fußweg von Amras zum Schloss Ambras stößt man, kurz bevor man die Höhe des Schlosses erreicht, auf ein schlichtes Marterl. Es erinnert daran, dass an dieser Stelle der Schriftleiter der Tiroler Bauernzeitung, Josef Gufler, Ende September 1930 das Opfer eines Raubüberfalles wurde, an dem er am 2. Oktober, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben, verstarb.
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Gufler war in der Nacht alleine und zu Fuß unterwegs. Das Angebot seiner Begleiter, mit denen er den ganzen Sonntag im Oberland dienstlich unterwegs war, ihn mit dem Auto in seine Wohnung in einem Nebengebäude von Schloss Ambras zu bringen, lehnte er ab. Wer ihn zu mitternächtlicher Stunde überfiel und schwer am Kopf verletzte, wurde nie geklärt. Politische Motive scheint es für die Untat nicht gegeben zu haben. Eine goldene Uhr und die Brieftasche wurden ihm gestohlen. Ein junger Mann, ein Bauernknecht aus Aldrans, der ihn am Boden liegend fand, meldete den Vorfall im nahen Mauthaus - die Mautnerin unternahm nichts, weil sie, wie sie sagte, das Haus voller kleiner Kinder hatte. So blieb Gufler bis zum Morgengrauen unbetreut am Boden liegen. Alles Bemühen der Ärzte in der Innsbrucker Klinik war dann allerdings vergebens.
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Gufler war in der Nacht alleine und zu Fuß unterwegs. Das Angebot seiner Begleiter, mit denen er den ganzen Sonntag im Oberland dienstlich unterwegs war, ihn mit dem Auto in seine Wohnung in einem Nebengebäude von Schloss Ambras zu bringen, lehnte er ab. Wer ihn zu mitternächtlicher Stunde überfiel und schwer am Kopf verletzte, wurde nie geklärt.  
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Von den vier Kindern, die Josef Gufler hinterließ, lebt die jüngste Tochter, Antonia, die zur Tatzeit gerade zehn Monate alt war, in Innsbruck. Sie kann sich natürlich an die schrecklichen Tage nicht erinnern. Sie betont aber im Gespräch, dass nach ihres Vaters Tod in der Familie nicht die blanke Not eingekehrt ist. Sie und ihre Geschwister konnten teilweise studieren -Antonia arbeitete in den 60er Jahren in der Innsbrucker Brixnerstraße, also im Bauernbundhaus, bei der Landwirtschaftskammer, ehe sie heiratete und 1967 ihr erstes Kind geboren hat. Lechner, Liebscher, Weiler, Sandner, Halder sind ihr ebenso ihn lebhafter Erinnerung wie die Sekretärinnen Vogl und Huber, und viele andere.
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Politische Motive scheint es für die Untat nicht gegeben zu haben. Eine goldene Uhr und die Brieftasche wurden ihm gestohlen. Ein junger Mann, ein Bauernknecht aus Aldrans, der ihn am Boden liegend fand, meldete den Vorfall im nahen Mauthaus - die Mautnerin unternahm nichts, weil sie, wie sie sagte, das Haus voller kleiner Kinder hatte. So blieb Gufler bis zum Morgengrauen unbetreut am Boden liegen. Alles Bemühen der Ärzte in der Innsbrucker Klinik war dann allerdings vergebens.
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Von den vier Kindern, die Josef Gufler hinterließ, lebt die jüngste Tochter, Antonia, die zur Tatzeit gerade zehn Monate alt war, in Innsbruck. Sie kann sich natürlich an die schrecklichen Tage nicht erinnern. Sie betont aber im Gespräch, dass nach ihres Vaters Tod in der Familie nicht die blanke Not eingekehrt ist. Sie und ihre Geschwister konnten teilweise studieren - Antonia arbeitete in den 60er Jahren in der Innsbrucker Brixnerstraße, also im Bauernbundhaus, bei der Landwirtschaftskammer, ehe sie heiratete und 1967 ihr erstes Kind geboren hat. Lechner, Liebscher, Weiler, Sandner, Halder sind ihr ebenso ihn lebhafter Erinnerung wie die Sekretärinnen Vogl und Huber, und viele andere.
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Ein heiterer und friedlicher Mensch
Ein heiterer und friedlicher Mensch
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Im Nachruf im "Tiroler Anzeiger" wird versucht, auch den Menschen Gutler zu charakterisieren. "Josef Gufler war eine heitere, offene und liebenswürdige Natur. Er hatte viele Freunde, namentlich unter den Mitgliedern der Studentenverbindung Austria, der er auch selbst während seiner Universitätszeit angehört hat und in die er 1895 eingetreten ist. Aber auch alle sonstigen Persönlichkeiten, die mit ihm beruflich oder gesellschaftlich in Berührung kamen, standen mit ihm auf gutem Fuße. Im Bauernbund hat er sich in der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit viele treue Anhänger erworben. Es ist nicht bekannt geworden, dass er sich durch seine journalistische Tätigkeit jemanden jemals zum Feinde gemacht hätte." Die Freunde der Austria errichteten ihm das Marterl am Weg nach Ambras. Aus Anlass des bevorstehenden 75. Todestages haben sie die schlichte Säule renoviert, sodass der Sinnspruch darauf wieder gut leserlich ist. Er lautet: "
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Im Nachruf im "Tiroler Anzeiger" wird versucht, auch den Menschen Gufler zu charakterisieren. "Josef Gufler war eine heitere, offene und liebenswürdige Natur. Er hatte viele Freunde, namentlich unter den Mitgliedern der Studentenverbindung Austria, der er auch selbst während seiner Universitätszeit angehört hat und in die er 1895 eingetreten ist. Aber auch alle sonstigen Persönlichkeiten, die mit ihm beruflich oder gesellschaftlich in Berührung kamen, standen mit ihm auf gutem Fuße. Im Bauernbund hat er sich in der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit viele treue Anhänger erworben. Es ist nicht bekannt geworden, dass er sich durch seine journalistische Tätigkeit jemanden jemals zum Feinde gemacht hätte." Die Freunde der Austria errichteten ihm das Marterl am Weg nach Ambras. Aus Anlass des bevorstehenden 75. Todestages haben sie die schlichte Säule renoviert, sodass der Sinnspruch darauf wieder gut leserlich ist. Er lautet: "
Ein Mann aus der dritten Reihe. Oft sagen sie, mit ihrem unauffälligen schlichten Wirken, über eine Zeit, ihre Hintergründe und Abgründe, mehr aus als jene, die tagaus tagein im Rampenlicht stehen.
Ein Mann aus der dritten Reihe. Oft sagen sie, mit ihrem unauffälligen schlichten Wirken, über eine Zeit, ihre Hintergründe und Abgründe, mehr aus als jene, die tagaus tagein im Rampenlicht stehen.

Aktuelle Version vom 05:14, 27. Feb. 2014

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