Aus Holzknecht

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| autor = Winfried Hofinger
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| erscheinungsdatum=Heft 8-9 1994
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Energisch wies alles, was unter Bauernvertretern Rang und Namen hat, die Unterstellung zurück, die Bauern hätten am 12. Juni anders abgestimmt, als es ihnen ihre gewählten Vertreter mehr oder weniger deutlich anempfohlen haben. Jeder von uns kennt Bauern, vor allem solche, die vom Verkauf von Milch oder Getreide leben, die gar kein Geheimnis daraus machten, daß sie "dagegen" stimmen würden. Und sie kamen sehr schnell mit dem Vergleich: Ob man sich vorstellen könnte, daß Arbeiter oder Angestellte einem Vertrag zustimmen würden, der ihnen eine garantierte Verminderung ihrer Bezüge in solchem Ausmaß bringen würde? Beim Getreide werden es an die 50 Prozent weniger sein - über drei Schilling derzeit in Österreich, um 1,50 in der EU. Damit über diese neuen Preise aber kein Zweifel herrscht, druckten Kammerblätter das alles getreulich und ehrlich ab. Und sprachen ausführlich von allen Zahlungen aus Töpfen der EU, die dafür zumindest teilweise Ausgleich schaffen würden. Je nun. Es gab die richtige und ebenfalls weit verbreitete Überzeugung, daß diese doch recht hohen Preise außerhalb der EU ganz sicher nicht zu halten wären, vor allem nicht unter dem ohne Hilfe der EU noch viel schärferen Fallbeil des GATT. Es war also nicht Parteitreue, nicht dumpfe Ergebenheit, die das Abstimmungsverhalten vieler beeinflußte. In einer ausweglosen Situation zu entscheiden ist schon schwer genug. Das geringere von zwei Übeln zu wählen, ist noch viel schwerer. Und es schafft das jene Verbitterung, mit der die Bauernvertreter in den kommenden Monaten mit Sicherheit zu tun haben werden: Warum man ihnen so ernsthaft geraten habe, einem Schritt zuzustimmen, der sie in eine wirtschaftlich schwierige Lage bringen würde? Wer die Abschreibung seines Mähdreschers mit alten Getreidepreisen, seines Kuhstalles mit rund sechs Schilling Milchpreis kalkuliert hat, der kann, trotz aller Umweltprogramme, nicht fröhlich in die Zukunft blicken. Und wie schnell ein paar Jahre mit Ausgleichszahlungen um sind, weiß jeder, der so in den Jahresablauf eingebunden ist, wie gerade Ackerbauern und Viehzüchter. Und was wird dann?
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Energisch wies alles, was unter Bauernvertretern Rang und Namen hat, die Unterstellung zurück, die Bauern hätten am 12. Juni anders abgestimmt, als es ihnen ihre gewählten Vertreter mehr oder weniger deutlich anempfohlen haben. Jeder von uns kennt Bauern, vor allem solche, die vom Verkauf von Milch oder Getreide leben, die gar kein Geheimnis daraus machten, daß sie "dagegen" stimmen würden. Und sie kamen sehr schnell mit dem Vergleich: Ob man sich vorstellen könnte, daß Arbeiter oder Angestellte einem Vertrag zustimmen würden, der ihnen eine garantierte Verminderung ihrer Bezüge in solchem Ausmaß bringen würde? Beim Getreide werden es an die 50 Prozent weniger sein - über drei Schilling derzeit in Österreich, um 1,50 in der EU.  
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Damit über diese neuen Preise aber kein Zweifel herrscht, druckten Kammerblätter das alles getreulich und ehrlich ab. Und sprachen ausführlich von allen Zahlungen aus Töpfen der EU, die dafür zumindest teilweise Ausgleich schaffen würden. Je nun. Es gab die richtige und ebenfalls weit verbreitete Überzeugung, daß diese doch recht hohen Preise außerhalb der EU ganz sicher nicht zu halten wären, vor allem nicht unter dem ohne Hilfe der EU noch viel schärferen Fallbeil des GATT. Es war also nicht Parteitreue, nicht dumpfe Ergebenheit, die das Abstimmungsverhalten vieler beeinflußte. In einer ausweglosen Situation zu entscheiden ist schon schwer genug. Das geringere von zwei Übeln zu wählen, ist noch viel schwerer.
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Und es schafft das jene Verbitterung, mit der die Bauernvertreter in den kommenden Monaten mit Sicherheit zu tun haben werden: Warum man ihnen so ernsthaft geraten habe, einem Schritt zuzustimmen, der sie in eine wirtschaftlich schwierige Lage bringen würde? Wer die Abschreibung seines Mähdreschers mit alten Getreidepreisen, seines Kuhstalles mit rund sechs Schilling Milchpreis kalkuliert hat, der kann, trotz aller Umweltprogramme, nicht fröhlich in die Zukunft blicken. Und wie schnell ein paar Jahre mit Ausgleichszahlungen um sind, weiß jeder, der so in den Jahresablauf eingebunden ist, wie gerade Ackerbauern und Viehzüchter. Und was wird dann?
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[[Kategorie:AgroBonus]]
[[Kategorie:Landwirtschaft]]
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[[Kategorie:1994]]
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Aktuelle Version vom 19:15, 1. Mär. 2014

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