Aus Holzknecht

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| autor = Winfried Hofinger
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| medium = Tiroler Bauernzeitung
| texttyp = Kommentar
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| erscheinungsdatum= 7. Dezember 1995
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Ein tanzender Kirchenchor von 20 Männern und Frauen aus Burkina Faso (früher Obervolta) ist drei Wochen lang in Tirol unterwegs. Sie füllen Kirchen und Pfarrsäle, auch in Schulen von Westendorf bis Prutz ernten sie viel Beifall. Außer einem mittleren Taschengeld bekommen sie kaum ein Honorar. Nächstes Frühjahr sind sie nach Belgien eingeladen. Ob das denn gehe, daß sie alle so lange von ihrem Arbeitsplatz wegblieben? - Was heißt Arbeit, nur drei von den zwanzig haben überhaupt einen fixen Arbeitsplatz. Und wenn die wegfahren, finden sich jede Menge Arbeitslose, die sie vertreten. Drei von zwanzig, das heißt fünfzehn von hundert jungen, starken und intelligenten Männern und Frauen haben Arbeit. Und sie werden dafür recht und schlecht bezahlt. Sie haben geringen Lohn und keine Sicherheit, ob es diesen Arbeitsplatz in einem Jahr noch gibt. Wie schal klingt da das jeweils bei uns erhobene Gerede von den „wooohlerworbenen" Rechten - wenn etwa gefragt wird, ob nach so und so wenigen Jahren 80 Prozent Pension angemessen seien; ob eine geschenkte Dienstwohnung nicht auch ein Lohnbestandteil sei; ob das Jahr denn wirklich 15 oder 16 Monate habe - und nicht eher zehn bis elf Arbeitsmonate? Richtig, ich sollte mich das alles auch selber fragen.  
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Ein tanzender Kirchenchor von 20 Männern und Frauen aus Burkina Faso (früher Obervolta) ist drei Wochen lang in Tirol unterwegs. Sie füllen Kirchen und Pfarrsäle, auch in Schulen von Westendorf bis Prutz ernten sie viel Beifall. Außer einem mittleren Taschengeld bekommen sie kaum ein Honorar. Nächstes Frühjahr sind sie nach Belgien eingeladen. Ob das denn gehe, daß sie alle so lange von ihrem Arbeitsplatz wegblieben? - Was heißt Arbeit, nur drei von den zwanzig haben überhaupt einen fixen Arbeitsplatz. Und wenn die wegfahren, finden sich jede Menge Arbeitslose, die sie vertreten.  
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Drei von zwanzig, das heißt fünfzehn von hundert jungen, starken und intelligenten Männern und Frauen haben Arbeit. Und sie werden dafür recht und schlecht bezahlt. Sie haben geringen Lohn und keine Sicherheit, ob es diesen Arbeitsplatz in einem Jahr noch gibt. Wie schal klingt da das jeweils bei uns erhobene Gerede von den „wooohlerworbenen" Rechten - wenn etwa gefragt wird, ob nach so und so wenigen Jahren 80 Prozent Pension angemessen seien; ob eine geschenkte Dienstwohnung nicht auch ein Lohnbestandteil sei; ob das Jahr denn wirklich 15 oder 16 Monate habe - und nicht eher zehn bis elf Arbeitsmonate? Richtig, ich sollte mich das alles auch selber fragen.
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[[Kategorie:Tiroler Bauernzeitung]]
[[Kategorie:Dritte Welt]]
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[[Kategorie:1995]]
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Aktuelle Version vom 19:19, 27. Feb. 2014

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