Aus Holzknecht

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"Ich hatte damals allein in Stein 600 Häftlinge zu betreuen", sagte jene Psychologin, die an der vorzeitigen Entlassung Jack Unterwegers mitgewirkt hatte. Es ist erinnerlich, daß es in der großen Anstalt in Garsten vor ein paar Jahren, als ein frisch Entlassener ein Verbrechen beging, für 900 Leute einen Psychiater gab. Und der war meistens besoffen, stand unwidersprochen in allen Zeitungen.
"Ich hatte damals allein in Stein 600 Häftlinge zu betreuen", sagte jene Psychologin, die an der vorzeitigen Entlassung Jack Unterwegers mitgewirkt hatte. Es ist erinnerlich, daß es in der großen Anstalt in Garsten vor ein paar Jahren, als ein frisch Entlassener ein Verbrechen beging, für 900 Leute einen Psychiater gab. Und der war meistens besoffen, stand unwidersprochen in allen Zeitungen.
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Nicht die durch eine überlastete junge Psychologin herbeigeführte frühzeitige Entlassung Unterwegers ist der Skandal, sondern die Art und Weise, wie Österreichs Gefängnisse nach wie vor geführt werden. Christian Broda ist als der Justizminister in die Geschichte eingegangen, der die Gefängnisse abschaffen wollte. Daß er daneben für die derzeit noch benötigten Gefängnisse genau so wenig getan hat wie seine Vorgänger und Nachfolger, weiß niemand - man kennt ja schließlich niemanden, der dort einsitzt. Nach vorsichtigen Schätzungen müßte es für die Strafgefangenen zehnmal soviel therapeutisch geschultes Personal geben - wenn man bedenkt, wer in Gefängnissen einsitzt, und wie schwierig es ist, ausgerechnet in der Ausnahmesituation eines Gefängnisses auf das Leben in Freiheit vorbereitet zu werden. Wenn sich daran weiterhin nichts ändert, ist alles Bemühen vor Sozialarbeitern, Justizwachebeamten und den wenigen Psychologen garantiert zum Scheitern verurteilt. Es sind und bleiben die Gefängnisse weiterhin Zuchtanstalten und Häuser zum Wegsperren. Es wird nur bestraft, nicht gebessert. Das soll man dann aber auch laut sagen.
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Nicht die durch eine überlastete junge Psychologin herbeigeführte frühzeitige Entlassung Unterwegers ist der Skandal, sondern die Art und Weise, wie Österreichs Gefängnisse nach wie vor geführt werden. Christian Broda ist als der Justizminister in die Geschichte eingegangen, der die Gefängnisse abschaffen wollte. Daß er daneben für die derzeit noch benötigten Gefängnisse genau so wenig getan hat wie seine Vorgänger und Nachfolger, weiß niemand - man kennt ja schließlich niemanden, der dort einsitzt. Nach vorsichtigen Schätzungen müßte es für die Strafgefangenen zehnmal soviel therapeutisch geschultes Personal geben - wenn man bedenkt, wer in Gefängnissen einsitzt, und wie schwierig es ist, ausgerechnet in der Ausnahmesituation eines Gefängnisses auf das Leben in Freiheit vorbereitet zu werden.
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Wenn sich daran weiterhin nichts ändert, ist alles Bemühen vor Sozialarbeitern, Justizwachebeamten und den wenigen Psychologen garantiert zum Scheitern verurteilt. Es sind und bleiben die Gefängnisse weiterhin Zuchtanstalten und Häuser zum Wegsperren. Es wird nur bestraft, nicht gebessert. Das soll man dann aber auch laut sagen.
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Aktuelle Version vom 10:44, 22. Feb. 2014

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