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"Wer sich unterfängt, den gemeindewald zu verwüsten oder anzuzünden, dem soll sie hand abgehauen werden ohne unterschied des Standes." So steht es in einem Weistum der Ortschaft Keller bei Bozen aus dem Jahre 1190.
"Wer sich unterfängt, den gemeindewald zu verwüsten oder anzuzünden, dem soll sie hand abgehauen werden ohne unterschied des Standes." So steht es in einem Weistum der Ortschaft Keller bei Bozen aus dem Jahre 1190.
Wenn 800 Jahre später jene, die mit ihren Lastkraftwagen und deren Abgasen einen erheblichen Beitrag zur Vernichtung der Wälder leisten, einen "Tag der offenen Tür" abhalten, dann werden ihnen die Hände von mehreren Mitgliedern der Landesregierung und von Kammerpräsidenten geschüttelt.
Wenn 800 Jahre später jene, die mit ihren Lastkraftwagen und deren Abgasen einen erheblichen Beitrag zur Vernichtung der Wälder leisten, einen "Tag der offenen Tür" abhalten, dann werden ihnen die Hände von mehreren Mitgliedern der Landesregierung und von Kammerpräsidenten geschüttelt.
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Eine "wissenschaftliche Untersuchung über Waldschäden, Luft- und Bodenverunreinigungen durch den Straßenverkehr im Wipptal", verfaßt von den Landesbeamten Gassebner, Pack, Schusterschitz, Weber, wurde jahrelang nur "unter der Budl" gehandelt; sie war offiziell nie freigegeben worden. Im Bericht an den Tiroler Landtag 1986 über den Zustand der Tiroler Wälder wird dieser, von der Regierung indizierte Bericht, auf 20 Seiten freilich ausführlich zitiert, womit die Zensur sich selbst ausgespielt hat.
Eine "wissenschaftliche Untersuchung über Waldschäden, Luft- und Bodenverunreinigungen durch den Straßenverkehr im Wipptal", verfaßt von den Landesbeamten Gassebner, Pack, Schusterschitz, Weber, wurde jahrelang nur "unter der Budl" gehandelt; sie war offiziell nie freigegeben worden. Im Bericht an den Tiroler Landtag 1986 über den Zustand der Tiroler Wälder wird dieser, von der Regierung indizierte Bericht, auf 20 Seiten freilich ausführlich zitiert, womit die Zensur sich selbst ausgespielt hat.
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Unter den vielen alljährlich vom Amt der Landesregierung zu erstellenden Berichten sind diese Waldzustandsberichte die vermutlich am genauesten redigierten. Sie haben bis zu 20 Mitarbeiter, vor allem aus der der Landesforstinspektion. Allerdings wird das Aufzeigen der Schäden den Fachleuten nicht gedankt: Im Tiroler landtag haben die Abgeordneten Mader, Lindner und Bachmann in dieser zu Ende gehenden Legislaturperiode mehrfach an den Überbringern und Verbreitern der schlechten Nachricht Kritik geübt, ohne daß diese sich am selben Ort zur Wehr setzen können. Inzwischen sind diese Debatten über den Waldzustand auch schon eher lästige Routine geworden. Sie laufen ohne besonderes Engagement, vor leeren Pressebänken,ab. Bezweifelt werden darf, ob alle Abgeordneten die Berichte mit der nötigen Ausdauer und Fachkenntnis lesen. In der Debatte 1988 sagte der Klubobmann der stärksten Partei, er hätte nun von ganz neuen Erkenntnissen gelesen: daß keineswegs die Stickoxyde an den Waldschäden die Schuld trügen, sondern deren Folgeprodukte, wie die sogenannten Photooxydantien. Daß die Sache mit den Photooxydantien schon seit vielen Jahren ausführlich in eben diesen Waldzustandsberichten steht ...
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Warum die Forstleute? Zu den Absonderlichkeiten der gesamten Umwelt- und Transitdiskussion gehört, daß es fast ausschließlich Forstleute sind, die sich um die Zerstörung der Umwelt ernsthafte Gedanken machen. Es war im Dezember 1988 der Tiroler Forstverein, der drei Mediziner eingeladen hat, über die Belastung der Menschen durch die Umweltverschmutzung zu reden. Es ist sicher richtig, daß an nichts anderem so gut wie an einem Baum, der hundert Jahre und länger an derselben Stelle stehen muß, die Auswirkungen von Luftschadstoffen gemessen werden können. Ackerpflanzen stehen jeweils nur ein paar Monate im sauren Regen. Der Mensch ist mobil, er kann sich, vor allem, wenn er genügend Kleingeld für eine Urlaubsreise hat, in Reinluftgebieten regenerieren. Die Menschen sind, wegen ihrer Mobilität, viel schwerer statistisch vergleichbar. Konkret: Die Lunge eines Kettenrauchers auf der Alm ist schlechter dran als die eines Nichtrauchers in Linz oder Brixlegg oder unter der Gschnitztalbrücke. Vor Jahren, als vom "Waldsterben" noch nicht die Rede war, veranstaltete der selbe Forstverein einen Vortrag über die Luft- und Waldbelastung rund um die alten Industrieschwerpunkte und anderswo. Die schlechteste Luft, so sagte der Referent, gäbe es in Tirol vom Innsbrucker Hauptbahnhof östlich bis ins olympische Dorf, "aber hier gibt es ja ohnedies fast keine Bäume". Als daraufhin einige im Saal auflachten und dem Referenten versicherten, daß genau in dieser Zone an die 60.000 Menschen wohnten, beharrte er darauf, daß es hier aber so gut wie keine Bäume gibt. Rauchschäden hat es immer gegeben. Gerade im Zuge der Waldsterbensdiskussion haben sich verschiedene Historiker bemüht, schon bei Römern und Griechen Belege dafür zu finden. Die Entwaldung um die Zentren der Schwerindustrie wurde, etwa im vorigen Jahrhundert, als selbstverständliche und notwendige Folge des Fortschrittes hingenommen. Warum gab es damals noch kein "Waldsterben" abseits der Industriezentren?
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Unter den vielen alljährlich vom Amt der Landesregierung zu erstellenden Berichten sind diese Waldzustandsberichte die vermutlich am genauesten redigierten. Sie haben bis zu 20 Mitarbeiter, vor allem aus der Landesforstinspektion. Allerdings wird das Aufzeigen der Schäden den Fachleuten nicht gedankt: Im Tiroler Landtag haben die Abgeordneten Mader, Lindner und Bachmann in dieser zu Ende gehenden Legislaturperiode mehrfach an den Überbringern und Verbreitern der schlechten Nachricht Kritik geübt, ohne daß diese sich am selben Ort zur Wehr setzen können. Inzwischen sind diese Debatten über den Waldzustand auch schon eher lästige Routine geworden. Sie laufen ohne besonderes Engagement, vor leeren Pressebänken,ab. Bezweifelt werden darf, ob alle Abgeordneten die Berichte mit der nötigen Ausdauer und Fachkenntnis lesen. In der Debatte 1988 sagte der Klubobmann der stärksten Partei, er hätte nun von ganz neuen Erkenntnissen gelesen: daß keineswegs die Stickoxyde an den Waldschäden die Schuld trügen, sondern deren Folgeprodukte, wie die sogenannten Photooxydantien. Daß die Sache mit den Photooxydantien schon seit vielen Jahren ausführlich in eben diesen Waldzustandsberichten steht ...
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Warum die Forstleute? Zu den Absonderlichkeiten der gesamten Umwelt- und Transitdiskussion gehört, daß es fast ausschließlich Forstleute sind, die sich um die Zerstörung der Umwelt ernsthafte Gedanken machen. Es war im Dezember 1988 der Tiroler Forstverein, der drei Mediziner eingeladen hat, über die Belastung der Menschen durch die Umweltverschmutzung zu reden. Es ist sicher richtig, daß an nichts anderem so gut wie an einem Baum, der hundert Jahre und länger an derselben Stelle stehen muß, die Auswirkungen von Luftschadstoffen gemessen werden können. Ackerpflanzen stehen jeweils nur ein paar Monate im sauren Regen. Der Mensch ist mobil, er kann sich, vor allem, wenn er genügend Kleingeld für eine Urlaubsreise hat, in Reinluftgebieten regenerieren. Die Menschen sind, wegen ihrer Mobilität, viel schwerer statistisch vergleichbar. Konkret: Die Lunge eines Kettenrauchers auf der Alm ist schlechter dran als die eines Nichtrauchers in Linz oder Brixlegg oder unter der Gschnitztalbrücke.  
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Vor Jahren, als vom "Waldsterben" noch nicht die Rede war, veranstaltete der selbe Forstverein einen Vortrag über die Luft- und Waldbelastung rund um die alten Industrieschwerpunkte und anderswo. Die schlechteste Luft, so sagte der Referent, gäbe es in Tirol vom Innsbrucker Hauptbahnhof östlich bis ins olympische Dorf, "aber hier gibt es ja ohnedies fast keine Bäume". Als daraufhin einige im Saal auflachten und dem Referenten versicherten, daß genau in dieser Zone an die 60.000 Menschen wohnten, beharrte er darauf, daß es hier aber so gut wie keine Bäume gibt.
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Rauchschäden hat es immer gegeben. Gerade im Zuge der Waldsterbensdiskussion haben sich verschiedene Historiker bemüht, schon bei Römern und Griechen Belege dafür zu finden. Die Entwaldung um die Zentren der Schwerindustrie wurde, etwa im vorigen Jahrhundert, als selbstverständliche und notwendige Folge des Fortschrittes hingenommen. Warum gab es damals noch kein "Waldsterben" abseits der Industriezentren?
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Zweierlei hat sich seither wesentlich geändert:
Zweierlei hat sich seither wesentlich geändert:
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+ Die Schornsteine wurden höher. In den fünfziger und Sechzigerjahren war "Der blaue Himmel über der Ruhr" durch viele Jahre Wahlkampfthema. Man hat ihn erreicht - aber nicht durch eine Verminderung der Schadstoffe, sondern indem man sie verschickte. Man baute an die Stelle von 5o oder 60 Meter hohen Schornsteinen solche von 300 Metern und mehr,ohne zugleich das,was durch diese Schornsteine gejagt wurde, zu entgiften oder zu vermindern. Die Folge davon ist, daß man die Luft von Bielefeld nun wieder atmen kann, daß es dafür in Mitteleuropa keine Reinluftgebiete mehr gibt.
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Die längere Verweildauer der Schadstoffe, die vorher um die Fabriken zu Boden gegangen sind und die nun tagelang in höheren Schichten bleiben, hat das Problem zusätzlich verschärft. Es können nun in aller Ruhe Umwandlungen aller Art vor sich gehen. Die auf der Reise befindlichen Schadstoffe stoßen dabei auf andere - es sollen insgesamt 3000 verschiedene sein, sagt Professor Peter Schütt, Forstbotaniker in München - und sie können sich, wenn es gut geht, gegenseitig neutralisieren; in der Regel werden sie sich in ihrer Wirkung aber steigern. Uber diese Synergismen weiß man ungefähr so wenig wie über die Folgeprodukte der Flugzeugabgase. + Der Kraftfahrzeugverkehr hat explosionsartig zugenommen. In welchem Maß bzw. Unmaß, das werden andere Autoren beleuchten. Aus der Sicht der betroffenen Lebewesen kann man nun nicht sagen, daß dies einfach eine quantitative Vermehrung um so und so viele Prozente wäre. Es handelt sich, etwa bei der Verfünfzigfachung des LKW-Transportes über den Brenner seit dem Bau der Autobahn, sicher um eine neue Qualität. Wenn das Wort "Qualität" hier im hegelschen Sinne verstanden wird.
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* Die Schornsteine wurden höher. In den fünfziger und Sechzigerjahren war "Der blaue Himmel über der Ruhr" durch viele Jahre Wahlkampfthema. Man hat ihn erreicht - aber nicht durch eine Verminderung der Schadstoffe, sondern indem man sie verschickte. Man baute an die Stelle von 5o oder 60 Meter hohen Schornsteinen solche von 300 Metern und mehr,ohne zugleich das,was durch diese Schornsteine gejagt wurde, zu entgiften oder zu vermindern. Die Folge davon ist, daß man die Luft von Bielefeld nun wieder atmen kann, daß es dafür in Mitteleuropa keine Reinluftgebiete mehr gibt.
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* Die längere Verweildauer der Schadstoffe, die vorher um die Fabriken zu Boden gegangen sind und die nun tagelang in höheren Schichten bleiben, hat das Problem zusätzlich verschärft. Es können nun in aller Ruhe Umwandlungen aller Art vor sich gehen. Die auf der Reise befindlichen Schadstoffe stoßen dabei auf andere - es sollen insgesamt 3000 verschiedene sein, sagt Professor Peter Schütt, Forstbotaniker in München - und sie können sich, wenn es gut geht, gegenseitig neutralisieren; in der Regel werden sie sich in ihrer Wirkung aber steigern. Uber diese Synergismen weiß man ungefähr so wenig wie über die Folgeprodukte der Flugzeugabgase.  
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* Der Kraftfahrzeugverkehr hat explosionsartig zugenommen. In welchem Maß bzw. Unmaß, das werden andere Autoren beleuchten. Aus der Sicht der betroffenen Lebewesen kann man nun nicht sagen, daß dies einfach eine quantitative Vermehrung um so und so viele Prozente wäre. Es handelt sich, etwa bei der Verfünfzigfachung des LKW-Transportes über den Brenner seit dem Bau der Autobahn, sicher um eine neue Qualität. Wenn das Wort "Qualität" hier im hegelschen Sinne verstanden wird.

Version vom 15:25, 27. Feb. 2014

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