Aus Holzknecht

Wechseln zu: Navigation, Suche
K
 
Zeile 1: Zeile 1:
{{Infobox Publikation
{{Infobox Publikation
| autor = Winfried Hofinger
| autor = Winfried Hofinger
-
| medium = Tiroler Bauernzeitung [[Kategorie:Tiroler Bauernzeitung]] 
+
| medium = Tiroler Bauernzeitung
| texttyp = Kommentar
| texttyp = Kommentar
| erscheinungsdatum= 18. Dezember 1986
| erscheinungsdatum= 18. Dezember 1986
Zeile 12: Zeile 12:
Feiern gehören von langer Hand vorbereitet, damit es dann mehr abgibt als einen Aufmarsch und eine Festrede. Im kommenden Jahr sind es erst genau 150 Jahre her, daß an die 400 Zillertaler Protestanten um ihres Glaubens willen ihr Heimattal verlassen mußten. Der Befehl dazu kam im damaligen Zentralstaat aus Wien; das Klima dafür haben ihre katholischen Landsleute in Tirol gemacht.
Feiern gehören von langer Hand vorbereitet, damit es dann mehr abgibt als einen Aufmarsch und eine Festrede. Im kommenden Jahr sind es erst genau 150 Jahre her, daß an die 400 Zillertaler Protestanten um ihres Glaubens willen ihr Heimattal verlassen mußten. Der Befehl dazu kam im damaligen Zentralstaat aus Wien; das Klima dafür haben ihre katholischen Landsleute in Tirol gemacht.
-
Hingegen: zu Zeiten, da in anderen Ländern die Katholiken noch meinten, die Protestanten kämen allesamt in die Hölle, feierten im Innsbrucker Dom Katholiken und Protestanten schon gemeinsame Gottesdienste. Die Zeitspanne zwischen der Verfolgung und dem brüderlichen Miteinander wird also in kaum einen anderen Land so kurz gewesen sein. Das wäre, bei allem Einbekennen der uns heute ganz unverständlichen Schuld des vorigen Jahrhunderts, doch ein Grund zum Feiern. Es war Bischof Rusch, der immer sagte, viel wichtiger sei ihm, daß die Leute beten, nicht wie sie das tun.
+
 
 +
Hingegen: zu Zeiten, da in anderen Ländern die Katholiken noch meinten, die Protestanten kämen allesamt in die Hölle, feierten im Innsbrucker Dom Katholiken und Protestanten schon gemeinsame Gottesdienste. Die Zeitspanne zwischen der Verfolgung und dem brüderlichen Miteinander wird also in kaum einen anderen Land so kurz gewesen sein.  
 +
 
 +
Das wäre, bei allem Einbekennen der uns heute ganz unverständlichen Schuld des vorigen Jahrhunderts, doch ein Grund zum Feiern. Es war Bischof Rusch, der immer sagte, viel wichtiger sei ihm, daß die Leute beten, nicht wie sie das tun.
 +
 
Glaubenskämpfe wurden und werden in kaum einem Land mit solcher Heftigkeit ausgefochten wie in unserem. Das ging von Reformation und Gegenreformation bis ... nein, kein Salz in vernarbende Wunden. So bitter diese Kämpfe für die jeweils Unterlegenen waren, so wenig diese Kämpfe und Kriege mit dem obersten christlichen Gebot der Liebe, der Liebe selbst zu den Feinden, zu tun haben - sie sind auch ein Zeichen von Prinzipientreue. Und auch das ist immerhin etwas.
Glaubenskämpfe wurden und werden in kaum einem Land mit solcher Heftigkeit ausgefochten wie in unserem. Das ging von Reformation und Gegenreformation bis ... nein, kein Salz in vernarbende Wunden. So bitter diese Kämpfe für die jeweils Unterlegenen waren, so wenig diese Kämpfe und Kriege mit dem obersten christlichen Gebot der Liebe, der Liebe selbst zu den Feinden, zu tun haben - sie sind auch ein Zeichen von Prinzipientreue. Und auch das ist immerhin etwas.
</div>
</div>
 +
[[Kategorie:Tiroler Bauernzeitung]]
[[Kategorie:Kirchliches]]
[[Kategorie:Kirchliches]]
[[Kategorie:Inklinanten]]
[[Kategorie:Inklinanten]]
[[Kategorie:1986]]
[[Kategorie:1986]]

Aktuelle Version vom 09:47, 27. Feb. 2014

Persönliche Werkzeuge
Buch erstellen