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Ein Tiroler aus Brasilien
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<div class="artikel90"> ={{PAGENAME}}= {{Infobox Publikation | autor = Winfried Hofinger | medium = Tiroler Bauernzeitung | texttyp = Artikel | erscheinungsdatum= November 1966 | kategorien=Dreizehnlinden; Entwicklungshilfe; 1966 | anmerkungen= | anmerkungen2= }} Wer dieser Tage von Oberau nach Niederau fährt, muß vorsichtig sein. Der schmale Weg zwischen den beiden Ortschaften wird zur Zeit zu einer breiten Straße ausgebaut. Mitunter muß man da längere Wartezeiten auf sich nehmen, wenn etwa ein Lastwagen von einem schweren Raupenfahrzeug beladen wird. Das alles wäre eigentlich keines Notiz wert, wäre der Raupenfahrer nicht ein brasilianischer Staatsbürger tirolischer Herkunft. Er hört auf den Namen Friedl Gwiggner und beherrscht neben der portugisischen Sprache (in Brasilien spricht man Portugisisch, im übrigen Südamerika Spanisch) ein reines Wildschönauerisch. Im Frühjahr dieses Jahres, so erzählt Friedl Gwiggner, sei sein "Chef", ein Wildschönauer Bauunternehmer, nach Dreizehnlinden gekommen. Er fragte unter den jungen Burschen des Dorfes herum, ob jemand Lust hätte, mit ihm nach Tirol zu fahren. Zuerst hätten wohl alle überlegt, ob sie nicht in das Land, aus dem ihre Eltern so viel erzählt hatten, fahren sollten. Doch als es dann ernst wurde, blieb er allein übrig. Der "Chef" bezahlte die Uberfahrt. Seit Mai arbeitet Friedl nun bei der Baufirma als Fahrer. Inzwischen hat er schon so viel verdient, daß er auf eigene Kosten jederzeit zurückfahren könnte. Aber er bleibt noch gerne da. Wenn die Bauarbeiten eingestellt werden, will er in eine landwirtschaftliche Schule gehen oder in einer Versuchsanstalt arbeiten, damit er sich Fachwissen erwirbt, das er in der väterlichen Landwirtschaft verwerten kann. Der Hof der Gwiggner Auf den 197 ha Grund, die dem Vater Gwiggner gehören, wird vor allem Körnermais (in Brasilien wie in der Wildschönau "Türken" genannt) angebaut. Daneben etwas Roggen und Weizen. Der Schwerpunkt der Produktion liegt bei der Schweinezucht: Im Durchschnitt füttern die Gwiggner ca 90 Schweine, rote, weiße und schwarze. 26 Rinder stehen im Stall. Sie liefern die Milch für den Eigenbedarf, der Rest wird verbuttert, die Buttermilch wird an die Schweine verfüttert. 30 km nördlich und 30 km im Süden von Dreizehnlinden gibt es je eine Schweinefleischverwertungsfabrik; Absatzsorgen gibt es also kaum. Die Türkenernte wird halb händisch, halb maschinell eingebracht. Da von den 9 Gwiggner-Kindern nur noch zwei auf dem elterlichen Hof sind (einer studiert in Rio de Janeiro Landwirtschaft), stellt man sich zur Erntezeit Neger an. Wirtschaftliche Schwierigkeiten gibt es in Dreizehnlinden, im Gegensatz zu den Anfangsjahren, also kaum mehr. Es geht nicht allen Bauern so gut wie dem Gwiggner, aber Armut und Not kennt, wer fleißig ist, nicht. Das Gemeindeleben Das kulturelle Leben des Dorfes blüht und gedeiht, ungeachtet der langen Trennung der Dreizehnlindner von der Heimat. Es gibt einen Kirchenchor und eine Musikkapelle, doch werden beide von einem schon etwas älteren Mann geleitet. Dieser hat Kinder mit viel Talent, mit viel Freude an der Musik. Aber er sieht, daß er für ihre Ausbildung, für ihre Heranbildung zu seiner Nachfolge, zu wenig tun kann. Er hat aber nicht das Bargeld, jahrelangen Studienaufenthalt in Österreich zu finanzieren. Hier könnte das alte Heimatland der Dreizehnlindner helfend einspringen. In unseren aufgeblähten Finanzhaushalten müssten doch jene paar Tausender aufzutreiben sein, die die Überfahrt und die Ausbildung eines künftigen "Bildungsfunktionärs" kostet. Mit einem Absolventen des Mus.Päd. Realgymnasiums, der gleichzeitig das Konservatorium besucht und von den interessierten Stellen betreut wird, wäre den Dreizehnlindnern sehr geholfen. Zur Zeit gibt es "drüben" keinen deutschsprachigen Schulunterricht, die Jungen beherrschen ihre Muttersprache nur noch als gesprochene Sprache, schreiben und lesen können sie kaum. Auch in der Musik hat sich seit 1933 einiges getan: Es gibt gute, moderne Kompositionen und auch viel Altes wurde seither ausgegraben. Dies alles könnte unser Landsmann in Tirol lernen und seinen Leuten mitbringen. Echte Entwicklungshilfe Oben wurde angeregt, das Land sollte sich eines intelligenten, lernwilligen Dreizehnlindners annehmen. Besser wäre es, wenn eine von jenen Organisationen, welche die Pflege echten Tirolertums zu ihrem Vereinszweck gemacht haben, helfend einspringen würde, Weil es nicht richtig ist, für alles und jedes die Behörden zu mobilisieren, so private Initiative genau so einspringen kann. Es sei hier erspart, alle jene Organisationen aufzuzählen, vom "Tiroler Blasmusikverband" bis zur "Landsmannschaft Tyrol", weil sonst ein Verein, der womöglich ausgelassen wird, meint, ihn gehe das alles nichts an. Organisationen, die glauben, eine echte Entwicklungshilfe, eine positiv kulturschöpfende Tat setzen zu können, werden hiermit aufgefordert, sich mit Dipl.Ing. Herbert Fill von der Landeslandwirtschaftskammer in Innsbruck in Verbindung zu setzen. Er ist ein Vetter einiger lernwilliger, musikalischer Dreizehnlindner. Er würde mit Freuden gute Angebote weiterleiten. </div> [[Kategorie:Tiroler Bauernzeitung]] [[Kategorie:Dreizehnlinden]] [[Kategorie:Entwicklungshilfe]] [[Kategorie:1966]]
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